Petra Porath, Mediatorin, Luna-Yoga-Lehrerin, Diplomverwaltungswirtin a.D.

Du bist seit einem Jahr REGIO-Mitglied und bietest Mediation, Konfliktberatung und Vorträge, Seminare und Übungsgruppen zur gewaltfreien Kommunikation nach M.B. Rosenberg an. Neu sind deine Luna-Yoga-Kurse, ein Weg über Selbstempathie und Achtsamkeit zu Lebensfeude. Was bedeutet es für dich Regionalwährung anzunehmen und auszugeben?

Damit erfüllt sich für mich einerseits das Bedürfnis nach mehr Verbindung unter den UnternehmerInnen und andererseits zwischen KundInnen und Anbieterin. Ein Ausgleich über Euro-Währung erweckt in mir eher das Gefühl von Distanz und Anonymität. Neben den bekannten Vorzügen des REGIO gefällt mir an der Idee, dass ein bewussterer Umgang mit Geld und Konsum dadurch gefördert wird. Ich überlege mir genauer wo ich z.B. meine Lebensmittel kaufe, einen Kaffee trinke oder zum Friseur gehe. Meine Erfahrung ist, dass die Menschen in den Annahmestellen von REGIO sehr achtsam ihre Angebote auswählen und sich mehr Gedanken über Umweltbelastung durch Produktionsbedingungen und Transportwege machen, auf faire Löhne und Preise achten und vielleicht insgesamt etwas einfühlsamer und tiefblickender unterwegs sind. Das ist auch ein wichtiger Aspekt, eine Ausrichtung in meiner Arbeit: Die Bedürfnisse aller möchten befriedigt werden.

Die Entwicklung des REGIO mit der Vergabe von Mikrokrediten beobachte ich mit großem Interesse und wünsche mir, dass der REGIO künftig auch über Banken gebucht werden kann, natürlich nicht um ihn zu horten, sondern um den Zahlungsverkehr zu erleichtern.

Seit Oktober 2010 bist du im Tauschring Fünf-Seen-Land www.tauschring-5-seen-land.de und bietest auch dort deine Fähigkeiten über Punkte an. Was hat Dich zu diesem Schritt bewogen?

Das Punktesystem ermöglicht es allen Menschen unabhängig von ihren finanziellen Möglichkeiten mit Ihren ganz individuellen Fähigkeiten an einem gesellschaftlichen Leben teil zu haben, sich einzubringen und soziale Bindungen aufzubauen. Auch hier ist es wieder dieses „Miteinander“, das ich so förderungswürdig finde. Es bereitet mir einfach Freude und spart mir Zeit und Energie wenn ich über Punkte z.B. eine private Übernachtungsmöglichkeit nach einer Abendveranstaltung in Tutzing habe, um am nächsten Morgen in München einen Termin wahrnehmen zu können.

Dann sehe ich auch hier den achtsameren Umgang mit Dingen, die untereinander getauscht werden. So wird unnötiger Abfall vermieden, Ressourcen geschont. Zudem motiviert es mich Angebote auszuprobieren, die ich mir sonst nicht leisten würde.

Gibt es ein Leitmotiv für Dich?

Aus einem von Prof. Brodbeck (lehrt Volkswirtschaftslehre, Volkswirtschaftspolitik und Kreativitätstechniken an der ‚FH Würzburg-Schweinfurt) zum Thema „Mitgefühl statt Gier, Solidarisches Wirtschaften in einer globalisierten Welt – Gibt es Auswege aus der aktuellen Finanzkrise“, im Dezember 2009 in Murnau gehaltenen Vortrag ist bei mir insbesondere hängen geblieben, dass es darum geht die sog. Drei Geistesgifte: Gier, Hass und Verblendung zu überwinden. Gier lässt sich m.E. gut eindämmen im Verwenden von unverzinslichen Währungen. Das Miteinander und die Individualität wird u.a. durch Regionalwährungen und Tauschringe gefördert und widerspricht so dem Konkurrenzdenken. Und natürlich geht es immer wieder darum, sich nicht vom kollektiven Denken blenden zu lassen und das „Selbstverständliche“ zu hinterfragen.

Gerne zitiere ich auch M.B. Rosenberg mit:

„Wie wir miteinander sprechen kann Türen öffnen oder verschließen, heilen oder verletzen, Freude oder Leid bringen. Letztendlich bestimmt die Art der Kommunikation unser eigenes Ausmaß an Glück.“

Der Umlauf von REGIO – Währung und das Ausgleichen von Dienstleistungen und Gütern über Punkte ist auch eine Form der Kommunikation. Für mich sind es Wege hin zu neuen Möglichkeiten, zu Heilung und mehr Freude.

Ich wünsche mir, dass sich auch im Raum Garmisch-Partenkirchen noch mehr Menschen von diesen Ideen angesprochen fühlen und sich auch hier neue Türen öffnen mögen.