Roland Rottenfußer arbeitet unter anderem als Redakteur für Konstantin Weckers webmagazin „Hinter den Schlagzeilen“ und hat im Magazin „Humane Wirtschaft“ mehrere zinskritische Artikel veröffentlicht.
Könntest du kurz erklären, warum du REGIO-Mitglied geworden bist?
Ich hätte wesentlich mehr Schwierigkeiten, zu erklären, warum ich es nicht werden sollte. Alles spricht doch dafür: Regio-Währungen unterstützen die Region, schaffen Bindungen zu fortschrittlichen Kunden, sind auch gesamtwirtschaftlich sinnvoll und vermitteln mir das Gefühl, Teil eines zukunftsfähigen Projekts zu sein. Was will man mehr?
Trotzdem denkt nicht jeder so wie du. Der Zulauf zum REGIO verläuft recht zögerlich.
Wer ein Warum im Leben hat, erträgt fast jedes Wie. Man ist ja kein isoliertes Wesen, sondern Teil des Ganzen. Wenn man die Regionalwährungen in einem größeren Zusammenhang sieht, wird klar, dass sie in hohem Maß zu unser aller Vorteil sind. Ich höre immer wieder, dass Geschäfte davor zurückschrecken, REGIO-Mitglied zu werden, weil es mit einem kleinen zusätzlichen Verwaltungsaufwand verbunden wäre, weil man sich informieren müsste, weil man Angst hat, auf seinen REGIO-Scheinen sitzen zu bleiben usw. Solche kleinen Hürden kann man locker überwinden, wenn man wie ich genau weiß, warum man es tut.
Warum denn?
Es für mich ein tiefes Unbehagen am herrschenden Wirtschaftssystem, das sich vor allem auf Zinsen stützt und dadurch einen mörderischen Wachstumsdruck erzeugt. Ich versuche es einmal an einem Beispiel zu erklären: Nehmen wir an, du wärst Besitzer eines schönen Einfamilienhauses mit Garten. Dein Nachbar dagegen wohnt in einer erbärmlichen Hütte und durchforstet täglich deine Mülltonne nach Essbarem. Kämst du auf die Idee, von diesem Nachbarn zu fordern, dass er einen Teil seiner Habe an dich abgibt? Das Zinssystem funktioniert so – nur in verdeckter Art. Es verteilt laufend Geld von unten nach oben. Ich nenne es immer „Entwicklungshilfe für die Reichen“. Daher ist jede zinsfreie Regionalwährung, so unbedeutend sie auch erscheinen mag, eine Art Lücke in der Mauer, durch die etwas Licht herein scheint.
Der REGIO also als „Gesinnungswährung“?
Ja, aber auch – auf die Gefahr hin, dass es kitschig klingt – eine Herzenswährung.
Hast du bereits Erfahrungen mit REGIO-Zahlungen in der Praxis?
Ich bin freiberuflicher Redakteur, Lektor und Journalist und arbeite mit einer Reihe überregionaler Stammkunden. Einer meiner Kunden sitzt zufällig in Peiting und ist auch REGIO-Partner, das ist die Zeitschrift Matrix 3000. Natürlich wäre ich bereit, mir einen Teil meines Honorars in REGIO auszahlen zu lassen. Aber daran kann ich nur denken, wenn es auch hier im Landkreis genügend Möglichkeiten gibt, den REGIO auszugeben. Ich würde nichts lieber tun als hier meine Schuhe in REGIO bezahlen, mein Biogemüse, meine Bücher und mein Benzin. Also Leute, macht mit! Euer potenzieller Kunde steht schon in den Startlöchern.